Dienstag, 26. September 2006
Lüge und Politik
Lügen haben kurze Beine, meint Heribert Prantl, zumindest in der Politik.






Neben der Lüge gibt es noch die Täuschung, die Verwirrung, die Trickserei, die List und die Irreführung. Worum geht es in der Politik? Um Macht, Einfluss und um Ressourcen. Doch darüber spricht kein Politiker.

"Joe," sagt George Double U bei einem fiktiven Kamingespräch, "Du weißt, auch unsere Ölvorkommen reichen nicht ewig. Lass uns einen der Ölstaaten besetzen."
"Aber Mr. President, sie meinen doch nicht Blut für Öl?" Joe ist geschockt.
"So was, Joe," sagt George Double U, "würden wir als demokratische Nation niemals tun. Wir handeln nach freiheitlich christlichen Grundsätzen. Wenn allerdings....", seine Stimme wird zu einem Gemurmel.

Was geschieht also? George Double U braucht gute Gründe, um dem Ölstaat an die Gurgel zu gehen. Moralische Gründe, die von den Joes dieser Welt nachvollziehbar sind, auch wenn alle wissen, dass diese Gründe nur vorgeschoben sind.

Wenn nun die Beliebtheit von George Double U in der Gunst der amerikanischen Wähler ins Bodenlose fällt, so nicht deshalb, weil er für seinen Irak-Krieg Gründe erfunden und die Öffentlichkeit belogen hat, sondern wohl eher, weil er noch nicht zu Potte gekommen ist. Der Präsident der USA hat den falschen Krieg mit den ungeeigneten Mitteln geführt und nicht zu Ende gebracht.

Und das nimmt Joe ihm übel. Der Michel ist da fein raus. Im Moment. Meint er zumindest. Solange Joe dafür sorgt, dass genügend Energie auf dem Weltmarkt zur Verfügung steht, stellt sich die Frage für ihn (so noch) nicht.

Das ist ein Selbstbetrug, dem sich die Europäer nur zu gerne hingeben. Was ist jedoch mit den Militäreinsätzen in Afghanistan, im Kongo oder im Irak? Heute nennen wir ähnliche militärische Einsätze in historischer Perspektive ungeschminkt Kolonialpolitik. Wohlgemerkt nur solche in zeitlich genügendem Abstand.

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