Sonntag, 12. Februar 2006
Wes Brot ich ess...
Meine Lieblingszeitung, ich gebe es offen zu, ist die Süddeutsche. Kompetent, weltoffen und tolerant bestätigt sie mir meine Vorurteile.
Und der Verlag macht Gewinne, daß einem die Augen tränen.
- Das war nicht immer so. Vor einigen Jahren stand es schlecht um die Gruppe. In einem Großreinemachen wurden einige liebgewordene Gewohnheiten der Angestellten abgeschafft. Die Gesellschafter gingen strategische Beteiligungen ein und der Druck wurde ausgelagert.
Und das Merchandising wurde entdeckt. Der Verlag verkauft und vermittelt, was nicht schnell genug auf die Bäume klettert.
Sie verkaufen die fünfzig besten Filme, die fünfzig besten Bücher, die fünfzig besten Krimis, die fünfzig besten was weiß ich nicht alles.
So weit so schlecht. Nun verkaufen sie noch Eintrittskarten. Eintrittskarten für Musikveranstaltungen, Dichterlesungen, Theaterstücke, ja, selbst der Verkauf der Karten ist ein Event (link: http://sz-mediathek.sueddeutsche.de/) und wird als solches vermarktet.
Wie, frage ich mich, kann ein Journalist dieses Blattes da noch objektiv sein? Er soll eine Veranstaltung kritisch beleuchten, empfehlen, besprechen, manchmal abraten oder warnen.
Eine Veranstaltung, zu der sein Verlag die Karten verkauft.
Ich denke, ein Zeitzeuge der schreibenden Zunft kann seine Aufgabe nur erfüllen, wenn er außerhalb der Ereignisse steht. Man müsste einen hippokratischen Eid für Journalisten einführen.

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