Samstag, 9. September 2006
Der Fleischskandel - eine Folge des "Modell Bayern"?
Erfolg hat einen Namen, zumindest in Bayern: CSU. Die Partei ist erfolgreich, allmächtig und allgegenwärtig. Ohne Übertreibung lässt sich sagen: Bayern trieft nur so vor CSU.

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:
Wahlskandal in einer Großen Kreisstadt in Bayer. Zwei CSU-Politiker beim Fälschen von Wahlzetteln ertappt. Die betrogenen Mitbewerber fordern Aufklärung und wenden sich an die nächste Instanz, an das Landratsamt. Der Landrat: ein CSU-Politiker.
Sie wenden sich an die Regierung von Oberbayern. Wird von der CSU gestellt.
Darüber die bayerische Regierung. Auch CSU.
Die unabhängige Justiz. Von wem werden die ermittelnden Staatsanwälte eingesetzt und die Richter berufen?
Nebenbei bemerkt: als sich der Rauch verzogen hat, wird die Wahl wiederholt; die CSU kann ihr Ergebnis verbessern.

Eine ernst zunehmende Opposition ist nicht auszumachen. Wenn überhaupt Gegnerschaft, dann innerhalb der Partei. Es gilt: Feind. Todfeind. Parteifreund.

Wer hier erfolgreich sein will, kann nicht gegen die Partei, allenfalls ohne sie seinen beruflichen Werdegang gestalten. Hilfreich sind Seilschaften und Netzwerke.

Ist es vorstellbar, daß ein Mitglied der Jungen Union, Chef einer niederbayerischen Fleischgroßhandlung, den Eifer eines Veterinärs durch seinen Parteispezl, den Landrat, auf Normalmaß stutzen lässt? - Unvergessen ist zumindest der Fall eines Metzgers, der von seinem Schwager, dem Bürgermeister, den Stempel des Fleischbeschauers zur gefälligen Bedienung überlassen bekam...



So entsteht ein schaler Geschmack, nicht nur angesichts des ekelerregenden Gammelfleisches: Wird hier überhaupt ernsthaft Aufklärung betrieben? Sollen sich die Zustände tatsächlich ändern? Stören wir mit den Untersuchungen nicht unbescholtene Kaufleute bei ihren Geschäften?

Und weiter: sind die Konsumenten nicht mitschuldig an der Misere? Haben sie durch ihre Geiz ist geil Mentalität die Zustände, die sie bedauern, nicht selbst herbeigeführt? Und wer kauft denn schon sein Schnitzel im Supermarkt? Wo doch der Metzgerladen gleich um die Ecke ist. Übrigens auch CSU-Mitglied.

Und über allem das Rätsel, die Jahrhundertfrage, das Große Mysterium: was macht diese Partei so erfolgreich? So endlos endlos endlos erfolgreich?
Das konnte mir bisher noch niemand beantworten.

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Der Metzger im Laden gleich um die Ecke
legt Wert auf die Feststellung, daß er seine politische Heimat bei den Freien Wählern hat.

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Was macht ein Schwarzes Loch so erfolgreich? Es zieht aufgrund seiner schieren Masse immer mehr Materie auf sich.

Nachdem ich mittlerweile fast 15 Jahre in Bayern lebe geduldet werde ("Des is a Zuagroaster!"), komme ich immer mehr zu der Erkenntnis, dass diese Partei, ja grosse Teile dieses Volkes, sich selber feiern. Mit einer unerträglichen Arroganz und Ignoranz werden dabei die allgegenwärtigen Missstände "übersehen". So hatte einer der örtlichen Metzger beim BSE-Skandal einen Aushang im Fenster mit der empörten Überschrift "Rinderwahnsinn bei uns hier in Bayern?", gefolgt von einem bierseeligen Text, wie schön doch dieses Land sei und dass demzufolge solche Katastophen hier einfach undenkbar sind...

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